REISEZIEL Nr. 04
GREAT BARRIER REEF
AUSTRALIEN
GESPRÄCH MIT DEAN MILLER
SHARM EL-SHEIKHA
27°54'44 " N 34°19'47 " E
GESPRÄCH MIT
DEAN MILLER,
MEERESBIOLOGE UND KAMERAMANN
GREAT
BARRIER REEF
„Dr. Dean Miller, Meeresbiologe und Unterwasserkameramann aus Australien, hat an über 300 wissenschaftlichen Forschungsexpeditionen rund um den Globus teilgenommen und Naturdokumentationen für alle großen Fernsehsender gedreht.
— RICK GREHAN
- Was ist das Besondere am Great Barrier Reef?
Es gibt kein größeres, schöneres oder artenreicheres Riffsystem als das Great Barrier Reef. Selbst wenn Sie das Riff noch nie gesehen haben, Sie wissen, dass es existiert, so wie die Pyramiden in Ägypten oder die Chinesische Mauer. Für Taucher hat das Great Barrier Reef einfach alles zu bieten: über 3.000 einzelne Riffe, durchzogen mit Kontinental- und Koralleninseln, und verschiedene Lebensräume, darunter Mangrovenmündungen, Seegraswiesen, Algen- und Schwammgärten, Kontinentalhänge und tiefe Ozeangräben. Was die biologische Vielfalt anbelangt, so haben wir jährliche Walwanderungen, eine Fülle von Haien und Rochen und pelagischen Fischen und natürlich unzählige Rifffische, Korallen und wirbellose Tiere. Es erfüllt mich bei jedem Tauchgang mit Staunen und Ehrfurcht.
- Wie kam es dazu,
dass Sie jetzt hier arbeiten?
Schon als Kind wollte ich immer nur Meeresforscher werden und am Great Barrier Reef leben und arbeiten. Auch erschien mir Tauchen so unglaublich wie keine andere Tätigkeit: wie ein Raumfahrer, der neue Welten erforscht. Seit ich denken kann, drehte sich bei mir alles nur darum, Meeresforscher zu werden: meine Schulfächer, Freiwilligenarbeit in den Ferien, Strandbesuche in meiner Freizeit und schließlich acht Jahre Universität, um meinen Doktor in Meereswissenschaften zu machen. Seit 20 Jahren arbeite ich nun schon am Great Barrier Reef und habe alles erforscht – von Zwergwalen bis zu Tigerhaien, von Schildkröten bis zu Thunfisch und in letzter Zeit auch Korallen. Kein Mensch auf der Welt hatte so viel Glück wie ich!
- Fühlt sich die Zeit unter Wasser
anders an als auf dem Land?
Das Leben auf dem Riff und das, was Sie als Taucher möglicherweise sehen und erleben werden, ist von der Tageszeit bestimmt. Die Tiere sind sich von Natur aus der Zeitunterschiede bewusst. Nacht gegenüber Tag, früher Morgen gegenüber Mittag und Spätnachmittag – alles fühlt sich unter Wasser völlig anders an und die Arten ändern ihr Verhalten je nach Uhrzeit drastisch. Die Zeit ist unter Wasser eine seltsame Sache: Es scheint sie nicht zu geben, wenn man sich durch das Labyrinth der Korallenriffe schlängelt. Und doch ist die eigene Zeit hier durch die Luftversorgung und die Tiefe des Tauchgangs begrenzt. Eine zuverlässige, robuste und leicht ablesbare Taucheruhr ist für jeden Taucher unerlässlich, egal ob es Ihr erster oder Ihr 5.000. Tauchgang ist!
- Hat der Klimawandel Auswirkungen auf
das Great Barrier Reef?
Leider ja. All die großen Veränderungen, die ich in den letzten 20 Jahren unter Wasser gesehen habe, sind auf den Klimawandel zurückzuführen. An Korallenriffen geschieht dies meist in Form von Korallenbleiche, die eine direkte Folge der schnellen Erwärmung des Wassers ist. Korallen lieben eine stabile Umgebung. Und der emissionsbedingte Klimawandel verändert die Meeresumwelt zu schnell, als dass sich die Korallen anpassen könnten.
Mit jeder Bleiche verlieren wir verletzliche Korallenarten und Riffe. Um die biologische Vielfalt der Hartkorallen zu schützen, hat die von mir geleitete gemeinnützige Organisation Great Barrier Reef Legacy die weltweit erste Biobank für lebende Korallen geschaffen, eine „Korallenarche“, in der die weltweit 800 Hartkorallenarten gesammelt und untergebracht werden. Mein Leben ist dem Überleben der Korallen gewidmet.
INTERVIEWMIT
KREATIVDIREKTOR / FILMEMACHER
RICK GREHAN
„Dean arbeitete als unser Unterwasserkameramann, als ich im vergangenen Jahr am Great Barrier Reef filmte. Sein Lebenslauf ist beeindruckend: Er hat für hochkarätige Filmproduktionen gedreht und sogar der legendäre Sir David Attenborough hat über seine Arbeit berichtet. Daher war ich überrascht, als er mir im Laufe eines Gesprächs im letzten Jahr von seinem Doktortitel in Riffmanagement und seinen weltweit führenden Umweltprojekten für die Meere erzählte. Er war Mitbegründer der NGO-Organisation Great Barrier Reef Legacy. Aber am meisten beeindruckt war ich von seiner Arbeit für die Einrichtung der allerersten Biobank für lebende Korallen, einem Projekt, das sich schnell zum weltweit größten Schutzprojekt für Korallenriffe entwickelte. Seine Leidenschaft und sein Wissen sind faszinierend; seine Augen leuchten auf, wenn er über die Schönheit und Vielfalt des Great Barrier Reefs spricht.“